Das Orakel von Delphi und die Kolonisation in archaischer Zeit

Studienarbeit aus dem Jahr 1984 im Fachbereich Weltgeschichte - Frhgeschichte Antike Universitt Bielefeld (Fakultt fr Geschichte und Philosophie) Veranstaltung: Seminar: Politisches Denken in der Antike Sprache: Deutsch Abstract: Nach Christian Meier entwickelte sich das delphische Orakel welches am sdwestlichen Hang des Parna in der Landschaft Phokis gelegen war in der Zeit der groen Kolonisation zu einem wichtigen Umschlagplatz fr Gedanken und Informationen. Die glubigen Klienten die das Heiligtum des Apollon aufsuchten hofften nicht nur einen der verworrenen Sprche der Pythia zu erhalten die erst von den Priestern in daktylische Hexameter oder auch in Prosa umgeformt werden mussten sondern schtzten wohl auch den Rat des delphischen Adels. Meier gibt zu bedenken da die Zahl der Orakel um die die Kolonisationsgrnder (gr. oikistai; apoikistai; Singular: oikists) mglicherweise in der archaischen Zeit in Delphi nachsuchten nicht gleich so viele gewesen sein mssen: denn die Annahme scheint berechtigt dass Grndungsorakel erfunden wurden nachdem eine Kolonie schon gegrndet worden war. Der Grund warum der Erfolg eines Siedlungsunternehmens mglicherweise nachtrglich erfundenen Orakeln dem verehrten Gott in Delphi zugeschrieben wurde bestand nach Meier darin Erfolge durch eine heilige Autoritt zu bekrftigen. Drei Fragen scheinen mir im Rahmen des Themas interessant zu sein: Sind wirklich alle uns berlieferten Grndungsorakel aus der archaischen Zeit legendre Erfindungen post eventum oder werden nicht doch einige wenige Grndungsorakel aus jener Zeit von zeitgenssischen Historikern als mglicherweise authentisch angesehen? Warum wuchs denn gerade die Autoritt des delphischen Orakels in der archaischen Zeit obwohl Ratsuchende doch auch beispielsweise die Mglichkeit hatten das Orakel zu Dodona in Epiros welches dem Zeus geweiht war oder das Orakel zu Didyma in der Nhe Milets welches auch einem Apollon geweiht war