Studienarbeit aus dem Jahr 1998 im Fachbereich Germanistik - Linguistik Note: Sehr Gut Universität Wien (Institut für Germanistik) Veranstaltung: Seminar Tempustheorien Sprache: Deutsch Abstract: Franz Kafkas Brief an den Vater stellt für mich einen überaus ergreifenden Text dar in dem verzweifelte Anschuldigungen mit Passagen teils hochmütiger Überlegenheit in einem steten Wechselspiel stehen. In dem Bestreben seinem Vater dessen erzieherische Fehltritte bewusst zu machen und vor allem auch vor sich selbst sein eigenes Versagen in bestimmten Lebensbereichen zu rechtfertigen hat Kafka ein enormes Maß an emotioneller Energie in dieses Dokument fließen lassen. Sein Hass und seine Liebe zu seinem Vater seine Verachtung und zugleich sein allergrößter Respekt sein furchtsames Abwenden und dennoch seine persönliche Hingabe und ähnliche Widersprüchlichkeiten lassen diesen Brief die literarische Ebene verlassen um auf die psychologische überzugreifen. In meiner Arbeit werde ich mich ausschließlich auf jene erzählerischen Passagen konzentrieren in denen Kafka vorwiegend die seelischen Grausamkeiten seines Vaters schildert um den Gebrauch der Vergangenheitstempora zu untersuchen. Ich werde vor allem der Frage nachgehen ob sich anhand der Wahl der Vergangenheitstempora die psychische Einstellung des Schreibers zu den von ihm erzählten persönlichen Konfliktsituationen bestimmen lässt. Demgemäß sollen Parallelen Gegensätze und Regelmäßigkeiten im Tempusgebrauch aufgedeckt und mit einem psychologischen System in Einklang gebracht werden um so eine dahingehende Deutung des Gebrauchsweisen der Vergangenheitstempora zu ermöglichen. Im Anschluss daran werde ich Harald Weinrichs deiktische Tempustheorie und Roland Harwegs Theorie über die Aspektualität von Zeitstufen vorstellen und versuchen diese auf Kafkas Brief an den Vater anzuwenden.
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